Elke Marhöfer

Bauern
2007, Video, 51 min

Elke Marhöfer erforscht historische, kulturelle und politische Gesellschaftsphänomene, wie z. B. Protestbewegungen von Minoritäten (Feministinnen, 68er, PostkolonialistInnen) und stellt dabei die Identität und die Souveränität von Subjekten ins Zentrum ihrer Recherchen. In diesem Kontext reflektiert sie die Frage nach der Repräsentation von politischer Kunst und die damit einhergehende Gefahr, dass „politische Ziele zu konsumierbaren Produkten gemacht werden“ (Elke Marhöfer). Wie kann eine Politik der Sehnsucht aussehen, in der viele Wir-Formen, die von Negri/Hardt beschriebene Multitude, existieren kann?

Elke Marhöfers Video beobachtet Bauern und Bäuerinnen in Burkina Faso bei der Baumwollernte und zeigt eine Aufzeichnung der die Arbeit begleitenden Gespräche über den Alltag, das Ernten, den zu erwartenden Ertrag, die unstabilen Absatzpreise. Der Film begleitet Arbeitsprozesse und wird durch deren Rhythmus bestimmt. Baumwollpflücken, eine Metapher für Sklavenarbeit und Ausbeutung wird aus unterschiedlichen Kameraperspektiven gezeigt. Unterschiedliche Perspektiven und Gesprächsmomente begleiten den Arbeitsprozess und münden in der geäußerten Sorge um den Baumwollpreis und dessen lokalen und globalen ökonomischen Marktabhängigkeiten. Am Ende des Films stellt sich heraus, dass einer der Baumwollpflücker ein Gewerkschaftspräsident ist, der die Bauern über die ökonomischen Bedingungen der Baumwollproduktion informiert und sie zu unterstützen versucht und ihnen zu Naturdünger rät um aus der Abhängigkeit herauszukommen mit dem wenigen Ertrag teueren Kunstdünger kaufen zu müssen. 

Es wird u.a. von Verteilungssystemen berichtet, die aufoktroyiert und existenzgefährdend sind. Die Weltbank und der internationale Währungsfond bestimmen in armen Ländern wie Burkina Faso die Produktion landwirtschaftlicher Produkte unter den Bedingungen der globalisierten Ökonomie. So werden z. B. Kredite nur für Baumwollanpflanzung gewährt und ein monokultureller Agraranbau gefördert. Die Kredite können schwer zurückbezahlt werden, weil die Baumwollpreise durch hoch subventionierte amerikanische Baumwolle sehr nieder gehalten werden. Ökonomische Machtmechanismen, die bewusst verhindern, dass sich arme Länder aus diesen Kreisläufen befreien können, betreiben eine kapitalbasierte Form kolonialistischer Ausbeutung.